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Warrnambool, Dunkeld, Grampians N.P.Nach dem Aufwachen verlasse ich möglichst schnell Warrnambool. Es ist kurz nach 8 Uhr als ich auf eine Nebenstraße biege, die mich über Mailers Flat und Koroit auf die C178 Richtung Penshurst führt. Es geht durch einsames Farmland, der Himmel hält sich mal wieder sehr bedeckt. Die meisten Häuser am Straßenrand sehen verlassen aus, ich sehe auch keine Menschen in Kirkstall oder Warrong. Um möglichst spät vom drohenden Regen überrascht zu werden versuche ich, rasch vorwärts zu kommen. In Hawkesdale treffe ich dann immerhin jemanden auf der Straße, meine Frage nach einem Cafe oder einer sonstigen Sitzgelegenheit wird aber verneint. So esse ich einen Apfel und setze mich danach wieder aufs Rad. "Komische Gegend hier!". Bis Penshurst sind es noch knapp 30km durch diese einsame Landschaft. Auch heute reißt um 12 Uhr die dichte Wolkendecke auf und es wird schlagartig heiß. Um 12:20 Uhr erreiche ich Penshurst, der Tacho zeigt 74 Tageskilometer an, Zeit für das Mittagessen: Fastfood, was sonst? Nun sind es noch 28km bis zu meinem Tagesziel, Dunkeld, dem Städtchen am südlichen Rand des Grampians N.P.. Schon einige Kilometer vorher sehe ich die ersten Erhebungen des Bergmassivs. Morgen wird bestimmt ein toller Tag! Auf dem Caravan Park bin ich zum Glück nicht ganz allein: Zusammen mit einem niederländisches Paar verbringe ich den Abend mit Essen und netten Geschichten. Die beiden waren vor Australien auch schon mit dem Rad unterwegs in Laos, Thailand, Vietnam und Indonesien. Neuseeland ist dann das nächste Ziel. Dann sehe ich zum erstenmal in Australien eine Schlange, sie liegt tot auf der Straße. Wenige Minuten später dann ein Rascheln neben dem linken Straßenrand: Ein Schnabeligel (Echidna) durchwühlt den Boden nach Nahrung und versucht dann meinem Fotografierversuch zu entkommen. Etwas weiter treffe ich dann ein deutsches Radfahrer-Paar mit Kleinkind im Anhänger. Die drei starteten in Indonesien und durchquerten Australien entlang des Stuart Highways von Nord nach Süd. Respekt! Plötzlich hüpft 50m vor mir ein Känguruh auf die Straße und wird dabei fast von einem herannahenden Bus angefahren. „Hier ist ja richtig was los!“, denke ich und strampel gemütlich weiter durch dieses Naturparadies. Vor mir erkenne ich irgendein Reptil auf der Straße liegen. Ich steige ab und sehe mir die Sache genauer an: Es ist ein Blauzungenskink (Blue tongue skink), der die warme Asphaltdecke nicht verlassen möchte. Als ich ihn mit einem Stock von der Straße herunterschieben möchte, zeigt er mir seine blaue Zunge. Ich bleibe aber hartnäckig, schließlich ist dieser Skink der erste Vertreter seiner Art, den ich lebend sehe. Zuvor habe ich schon viele Überfahrene gesehen. Die gleiche Prozedur wiederholt sich etwas weiter dann noch einmal. Das Frühstück fällt diesmal etwas umfangreicher aus: Neben dem obligatorischen Toastbrot gibt’s Rühreier und Tomaten. So gestärkt mache ich mich auf den Wonderland Loop, eine mehrstündige Wanderung, die an Wasserfällen, Felsformationen und schönen Aussichtspunkten vorbeiführt. Unterwegs treffe ich Robin aus Aachen und wir gehen den Weg zusammen. Als wir dann die Pinnacles, den höchsten Punkt des Rundweges, erreichen, ist der Himmel schon längst wieder von Wolken verhangen. Auf dem Rückweg bin ich einmal unkonzentriert und stürze prompt, als ich mich an einem schmalen Durchstieg mit den Beinen selber blockiere und dann mit dem Oberkörper voran nach vorne kippe. Glück gehabt, außer ein paar Schrammen ist weder mir noch der Kamera etwas passiert. Von Tim’s Place, einer Jugendherberge, mache ich mich entlang der unbeleuchteten Straße im Dunkeln auf den Weg zum Campingplatz. Es ist still, ich bin alleine unterwegs als ich plötzlich durch Stampfgeräusche erschreckt werde. Känguruhs! http://www.koczet.de Autor: Michael Koczet, Kuthsweg 47, 40231 Düsseldorf Kontakt: travelpix1@koczet.de |
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