Watarrka N.P., West Macdonnell N.P.

Am folgenden Tag befassen wir uns erstmal mit der Tierwelt auf dem Campingplatz: Rosa Kakadus (Galahs), eine Schopftaube (Crested Pigeon) und einen Weißstirnschwatzvogel (Noisy Miner) entdecken wir.

Dann fahren wir wieder zum Canyon und steigen auf seinen Rand hinauf, um uns dann 4h lang von den Felsendomen der ‚Lost city‘, der Oase ‚Garden of Eden‘ und den spektakulären Ausblicken in den Canyon verzaubern zu lassen.
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Gegen Ende der Wanderung beginnt es leicht zu regnen. Das macht aber nichts, da ich nun einige Stunden dösend im Auto sitzen kann, denn Claudia möchte die 480km zurück nach Alice Springs unbedingt selber fahren. Nach einem Fastfood-Imbiß fahren wir zurück zum Campingplatz, ich bin ja mittlerweile schon Stammgast. Wir erfahren, daß es heute in der Gegend stark geregnet hat. Man spricht schon von ‚The Big Wet‘. Schön! Da bin ich doch wirklich froh, daß die Regenfälle Rekordniveau haben und ich das auch noch alles miterleben darf. Was will man mehr?

Wegen des anhaltenden Regens am nächsten Morgen entscheiden wir uns um: Das Zelt bleibt für die nächste Nacht stehen und wir möchten nur eine Tagestour in die Umgebung machen. Warnungen wegen überschwemmter Straßen gibt es genug, wir wollen also nicht zuviel riskieren. Nach einem kurzen Stop an Flynn’s Grave (u.a. Gründer der Flying Doctors) fahren wir zu Simpsons Gap, einem kleinen Flußdurchbruch in den West Macdonnell Ranges. Beim Informationsbüro treffen wir eine Rangerin und fragen nach der Wassersituation. Sie bietet an, daß wir hinter ihr her fahren können. Das beruhigt bei der folgenden Fahrt durch schnell fließende Floodways, Stellen an denen nach starken Regenfällen das Wasser quer über die jeweilige Straße abläuft.

Auf demselben Weg geht’s wieder zurück auf den Larapinta Drive, auf dem wir uns auch durch eine überschwemmte Stelle tasten müssen. Gleichmäßig Gas geben, nicht bremsen, leicht gegen die Strömung lenken, um möglichst gerade durchzukommen. Da Wasserfahrten eher selten sind, sind sich die meisten Autofahrer nicht sicher, welche Strömung und welche Wassermenge das Auto noch auf der Straße belassen. Nur die Fahrer mit Allradantrieb und Aborigines mit ihren oftmals schrottreifen Fahrzeugen zeigen sich furchtlos und durchpflügen das Wasser. Die Standley Chasm erscheint in ganz anderem Bild, als noch 11 Tage zuvor. Der gesamte Weg bis zur Engstelle ist jetzt eher ein kleiner Bach, die Felsen sehen eher braun als leuchtend rot aus.

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Jetzt möchte ich Claudia noch das schöne Ellery Creek Big Hole zeigen. Wir durchfahren wieder Wasser, dann kurze Zeit später das Ende: Der nächste Floodway ist uns einfach zu breit und fließt zu schnell. Wir gehen zu Fuß zur tiefsten Stelle und merken wie stark die Strömung ist. Es hat keinen Sinn weiterzufahren! Noch ein paar Regenfälle in der Umgebung und wir haben keine Chance mehr, Alice Springs zu erreichen, wenn hinter uns die Straßen überflutet sind und vor uns hunderte Kilometer Schotterpiste auf uns warten.

Wir wenden, noch bevor wir den Namatjira Drive erreicht haben, und beschließen, uns mal den East Macdonnell Ranges zuzuwenden. Der zuletzt durchfahrende Floodway führt jetzt deutlich mehr Wasser als noch 30min vorher. Aborigine-Kinder lassen sich sitzend von der Strömung über die Straße treiben. Einige Autofahrer sind unentschlossen und schauen sich das Ganze ratlos an. Es wird diskutiert, ein Allradfahrzeug demonstriert derweil Unabhängigkeit, ein Aborigine macht’s ihm mit einem normalen PKW nach. Die Mieter und Eigentümer der etwas neueren Modelle trauen sich nicht.

Irgendwann schiebe ich meine Bedenken zur Seite und bin bereit, etwas zu riskieren. Schließlich möchte ich nicht noch eine halbe Stunde hier rumstehen und dem Wasser zuschauen. „Steig‘ ein, ich fahre!“, sage ich zu Claudia und mit schlotternden Knien gebe ich langsam Gas. Die nächsten Sekunden vergehen langsam, wir hören das Wasser, ich merke Gegendruck beim Lenken. Aber es klappt und wir können wieder zurück in die Stadt. Im Rückspiegel sehen wir, wie sich nun auch die anderen Autos in Bewegung setzen.

Bei Emily Gap östlich von Alice Springs verbringen wir die Zeit dann mit picknicken, Tagebuch schreiben und mehr oder weniger sinnvollen Gesprächen. In der Dämmerung statten wir Jesse Gap und dem Todd River in der Stadt auch noch einen Besuch ab. Der zumeist trockene Fluß führt jetzt sehr viel Wasser.

Wir bauen das Zelt ab, ich packe mein Rad und fahre für die nächste Nacht schon mal zur Jugendherberge. Claudia tankt zwischenzeitlich und kommt dann nach. Wir checken ein und bringen dann den Mietwagen zurück. Mit dem Wagen haben wir 1700km in 6 Tagen zurückgelegt und neben den Mietkosten von 440A$ für 140A$ Benzin verfahren. Also sind für jeden 290A$ angefallen, was dem Preis einer geführten 3- oder 4-Tagestour entspricht. Dort ist aber Essen und Schlafen inklusive, wir hatten dafür aber 6 Tage Zeit und mehr Möglichkeiten, auf das wechselhafte Wetter zu reagieren.

Heute steht ein Stadtbummel mit Souvenirkauf und der noch offene Kinobesuch an. Ich lasse mich zu ‚Harry Potter‘ überreden. Nicht ganz mein Fall und alles bekomme ich davon auch nicht mit, da ich zwischendurch einnicke und auch nicht alles Gesprochene verstehe. Dann setzen wir uns ans Buffet von Pizza-Hut und bearbeiten dieses so gut es geht.

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Autor: Michael Koczet, Kuthsweg 47, 40231 Düsseldorf

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